Das European Media Art Festival
(kurz EMAF) befasste sich nun schon zum 31. Mal mit unterschiedlichen künstlerischen Positionen aus den Bereichen Medienkunst und Film. Um die neusten digitalen Kunstwerke zu betrachten und die Diskurse in diesem Bereich vor Ort zu verfolgen, haben wir uns auf den Weg nach Osnabrück zum 5-tägigen Festival mit Live-Performances, Ausstellungen und einem umfangreichen Filmprogramm gemacht.
Unter dem Titel „Report. Notizen aus der Wirklichkeit“ wurden aktuelle Debatten über Fake News, journalistische Freiräume und die gesellschaftliche Relevanz digitaler Medien thematisiert. Klassische 2- oder 3-Kanal-Videoinstallationen kamen dabei ebenso zum Einsatz, wie Projektionen, interaktive Datenskulpturen, die die Bewegungen ihrer Betrachter*innen aufzeichnen sowie Virtual Reality. Für letzteres wurde die Arbeit „Rhizomat VR“ von Mona el Gammal ausgewählt, ein dystopischer 360° Film.
Auffallend oft wurden wir gebeten Einzutreten, sei es virtuell oder real, in leerstehende Einkaufspassagen, Informationszentralen oder eben die virtuelle Welt. Die Verbindung zum Physischen blieb dabei stets allgegenwärtig und schärfte das Bewusstsein der Informationspräsenz von Berichterstattung und Nachrichtenfluten.
Das 31. EMAF versuchte damit die Brücke zu schlagen zwischen der gegenwärtigen Medienrealität und vergangener Wirklichkeiten. Viele Arbeiten griffen auf heute antiquierte Medien, wie 16mm Filme oder dynamisch angetriebene analoge Musikspulen zurück, um ein Echo der Vergangenheit zu erzeugen. An der einen oder anderen Stelle blieb bei aller Rückbesinnung und faktischer Rückversicherung für uns der Wunsch nach mehr Innovation, mehr neuen Medien und mehr Ungesehenem jedoch offen.
Medienkunst umfasst neben Videoarbeiten und Computerkunst vor allem künstlerische Arbeiten, die digitale Medien verwenden. Dieser weite Begriff erlaubt also ein großes Spektrum unterschiedlichster Kunstwerke. Die Auswahl der Arbeiten des EMAF war jedoch vorrangig inhaltlich getrieben. Das ist definitiv ein Qualitätsmerkmal. Form und Inhalt müssen als Wesentliches eines Kunstwerkes überzeugen, keine Frage! Wir hätten uns dennoch ein bisschen mehr Mut gewünscht, auch jene Arbeiten zu zeigen, die mit den verschiedenen neuen Medien experimentieren, die noch nicht etabliert sind, um ihre Grenzen auszuloten und das heute Mögliche austesten. Dieser Umgang beinhaltet natürlich immer die Gefahr des Scheiterns – aber das gehört schließlich zum Fortschritt dazu.
Wir sahen daher eine Reihe spannender und zweifellos sehr gut kuratierter Arbeiten, die sich kritisch mit der Frage nach dem aktuellen Stand des Journalismus‘ auseinandersetzen – den Fortschritt des technisch und digital Machbaren jedoch nicht voll auskosten.
Doch auch das ist eine spannende Erkenntnis, die wir mit nach Hause nehmen konnten, und die wir in unsere tägliche Auseinandersetzung und die Beratung zum Themen wie Augmented und Virtual Reality mit einfließen lassen. Denn auch für uns gilt immer: Form follows function.
#EMAF #VR